…zumindest für eine smarte Energiewirtschaft.

Mit der Energiewende hat sich der Strommarkt grundlegend verändert. Die wachsende Bedeutung der erneuerbaren Energien und die zunehmende  Dezentralisierung der Stromerzeugung fordern insbesondere die Energieversorger heraus. Durch KI-gestützte Automatisierung profitieren Versorger, Erzeuger sowie Industrieunternehmen von der Volatilität des Kurzfristmarktes.

emw (Ausgabe 2/2025) – von Khouschnaf Ibrahim und Sophia Schmidt-Gahlen

Alles auf einen Schlag – dieser Beschaffungsgrundsatz war einmal. Über Jahrzehnte bot der Stromhandel über den Terminmarkt Versorgungs- und  Planungssicherheit – allerdings nur, solange konventionelle Erzeuger den Strombedarf deckten und der Lastfluss eine Einbahnstraße war.

Längst aber tragen erneuerbare Energien die Hauptlast der deutschen Stromversorgung, wobei die Produktion von Solar- und Windenergie weiterhin  naturgemäßen Schwankungen unterliegt. Gleichzeitig wird das Nutzungsverhalten immer volatiler. Elektromobilität, der Zubau von Wärmenetzen, flexible Industrieprozesse und nicht zuletzt die wachsende Zahl an Prosumenten in den Stromnetzen machen die Lasten weniger vorhersehbar.

Bedeutung von Intraday-Handel für Bilanzkreistreue

In diesem mosaikartigen Strommarkt wird selbst die regulatorische Verpflichtung, einen ausgeglichenen Bilanzkreis zu gewährleisten, zu einer Herausforderung. Egal, wie gut eine Prognose auch sein mag – Abweichungen gibt es immer. Fehlmengen bis zu 50 Prozent sind in der Praxis durchaus Realität.

Um Abweichungen auszugleichen, nutzen die meisten Versorger den Day-Ahead-Markt. Auf diesem Kurzfristmarkt wird Strom einen Tag im Voraus gehandelt. Erst der Intraday-Markt eröffnet aber die Möglichkeit, auf spontane Stromlücken zu reagieren – etwa auf den plötzlichen Ausfall eines Kraftwerks. Hier wird Strom am gleichen Tag gehandelt, bis kurz vor der Lieferung. Er bildet Erzeugung und Nachfrage viertelstundenscharf ab, wodurch die Preise aber auch um einiges volatiler sind.

Ohne Intraday keine effiziente Bewirtschaftung

Diese zum Teil enormen Preisunterschiede sind sowohl Chance als auch Risiko. Wer in einem günstigen Moment handelt, senkt seine Kosten für  Ausgleichsenergie signifikant. Ein falsch gewählter Zeitpunkt hingegen kann die Erlöse schmälern. Die gute Nachricht: Mit der richtigen Strategie lässt sich
dieses Risiko minimieren.

Mehr noch: Mit dem Wissen um die Volatilität der Preise eröffnet der Intraday-Markt Marktteilnehmern zusätzliche Potenziale.
Er ermöglicht nicht nur Einsparungen und Ertragsoptimierungen, sondern ist auch essenziell für die Direktvermarktung erneuerbarer Energien und den effizienten Handel von Power Purchase Agreements (PPAs). Ohne diesen Zugang fehlt Stadtwerken etwa der Spielraum, um Überschüsse optimal zu vermarkten.
Schließlich können sie die teils erheblichen Abweichungen zum Day-Ahead-Markt nicht für sich nutzen.

Erzeugern mit Flexibilitäten bietet der Intraday-Markt die Möglichkeit, auf Marktsignale zu reagieren und den Betrieb steuerbarer Anlagen wirtschaftlich zu optimieren. Dazu gehört auch eine marktrationale Speicherbewirtschaftung. Wer beispielsweise einen Batteriespeicher betreibt, ist daran interessiert, Strom dann zu laden, wenn er günstig gehandelt wird – und ihn dann einzuspeisen, wenn die Preise steigen.

Energieintensive Industriebetriebe können von den Signalen des Intraday-Handels profitieren, indem sie ihre Produktion an den Strompreis ausrichten: So könnten die Maschinen bei hohen Energiepreisen temporär stillstehen, wenn es wirtschaftlich sinnvoll erscheint, oder aber zusätzliche Produktionslinien hochgefahren werden, wenn der Strompreis niedrig oder gar negativ ist.

Ein Prinzip, das auch für Privatpersonen zunehmend interessanter wird, sobald Energieversorger künftig „echte“ dynamische Stromtarif anbieten – ebenfalls mithilfe des Intraday-Handels.

Lösung: KI-basierte Automatisierung

Eine smarte Energiebewirtschaftung ist unerlässlich, aber ohne Automatisierung nicht machbar. Denn der Handel in diesem volatilen Umfeld erfordert eine permanente Analyse von Echtzeit-Daten.

Eine Künstliche Intelligenz bietet hier einen ersten, entscheidenden Vorteil, indem sie präzisere Lastprognosen erstellt und so bereits die Kosten für Ausgleichsenergie minimiert. Gleichzeitig sind leistungsfähige Schnittstellen zur europäischen Strombörse Epex Spot notwendig und wichtig: Ein Algo-Trader, der offene Positionen 24/7 effizient und bestmöglich schließt.

Bislang waren der technische, personelle sowie finanzielle Aufwand für eine derartige Infrastruktur für kleinere und mittlere Energieversorger beziehungsweise Industriebetriebe kaum zu stemmen. Doch innovative wie praxiserprobte Lösungen ermöglichen heute allen Unternehmen den Zugang zu einer automatisierten Handelsstrategie. Entscheidend ist dabei, dass sie die volle Kontrolle über ihre Wertschöpfung behalten.